Chili, Szechuan-Pfeffer, Ingwer, Knoblauch: Danach schmeckt Unterwegssein für Josef Veith. Damit ist Gong Bao Ji Ding gewürzt, gebratenes Hähnchenfleisch mit Erdnüssen und Gemüse; eines der liebsten Gerichte von Veith aus der chinesischen Kanton-Küche. Mehr als 30 Mal reiste er über die Jahre nach China für Inbetriebnahmen von Floatglas-Anlagen der Firma Grenzebach. Software entwickeln, damit die Schneidtechnik am so genannten Kalten Ende der Glasproduktion optimal mit dem Endlos-Glasband umgeht, das ist der Part des 59-Jährigen. Er ist vor Ort bei der Inbetriebnahme von Anlagen, schult Teams bei den Glasproduzenten, die die Schneidtechnik steuern, damit die Ausbeute an hochwertigem Glas möglichst groß ist. „Wir schauen uns die Benutzeroberfläche gemeinsam an – und ich erläutere natürlich auch, was bei der Instandhaltung an der Hardware wie etwa dem Server zu tun ist“, erklärt Josef Veith. Und er fügt hinzu: „Am Programmieren mag ich besonders, dass sich Kleinigkeiten auch direkt vor Ort bei der Inbetriebnahme sofort ändern lassen. Ich kann ein Problem gleich auf der Baustelle lösen.“
Wenn das Tagwerk an der Flachglasanlage abgeschlossen ist, geht Josef Veith gerne auf kulinarische Tour. Etwa im Süden Chinas. Garküchen und Straßenlokale, Orte, an denen viele Einheimische essen, die sucht er. Speisekarte lesen? Andere Gäste übersetzen schon mal vom Chinesischen ins Englische – oder Bilder oder das Smartphone helfen weiter. Die chinesische und die koreanische Küche haben es dem 59-Jährigen besonders angetan.
Arbeiten und die Welt entdecken
Gong Bao Ji Ding: Dass Veith eine seiner Leibspeisen in Asien entdecken würde, war so nicht absehbar. „Bis ich 27 war, war ich ein ausgesprochener Stubenhocker und Wenigverreiser“, sagt Josef Veith und lacht. Mit dem Einstieg bei Grenzebach, mit den Dienstreisen, kam schnell das Interesse an Ländern und Leuten, an Kultur und Kulinarik. China, Korea, Ägypten, Belgien, Italien, Tschechien, Polen, England, Weißrussland, Russland und die USA: Das ein oder andere Mal hat der Software-Entwickler privat noch einige Tage drangehängt. „Mit das Schönste war meine erste Inbetriebnahme Anfang der 1990-er Jahre in Indonesien, in der Nähe von Jakarta. Da habe ich natürlich noch einen Ausflug zu den Inseln gemacht, Schnorcheln inklusive.“ Aufregende Abwechslung: Er schätzt es, nach Phasen des Programmierens am Grenzebach-Hauptsitz in Hamlar bei Augsburg für eine Inbetriebnahme in die Ferne zu reisen. „Und dann freue ich mich jedesmal auch wieder auf daheim.“
Kümmel, Anis, Fenchel und Koriander: Danach schmeckt Daheimsein für Josef Veith. Mehrmals im Jahr bäckt er zusammen mit anderen Ehrenamtlichen gut gewürztes Roggenmischbrot im historischen Steinbackofen im Pfarrhof von Lauterbach. Der Ort Lauterbach im bayerischen Schwaben ist das Zuhause von Josef Veith, seiner Frau und den drei erwachsenen Kindern. Das Heim der Familie wurde gebaut, als Josef Veith noch an der Fachhochschule Augsburg Elektrotechnik studierte.
Firm in Soft- und Hardware
Veith hatte zum Studienabschluss nach einem interessanten Unternehmen in der Nähe von Lauterbach gesucht – gefunden hat er es mit Grenzebach in Hamlar, wo er seit 1989 arbeitet. Nach der Realschule hatte Josef Veith zunächst eine Ausbildung zum Informationselektroniker gemacht, nächste Station war die Berufsoberschule in Augsburg. Fachgebundene Hochschulreife. „Als ich nach dem Elektrotechnik-Studium bei Grenzebach angefangen habe, war das Entwickeln von Software noch eine sehr hardware-nahe Arbeit. Elektronische Programme hatten eine Größe von 32 bis 64 Kilobyte, wurden auf Datenträger verschickt und vom Kunden aufgespielt. Heute haben die Programme einen Umfang von mehreren Megabytes – und vieles lässt sich per Fernwartung lösen. Wo ich bis heute von meiner Ausbildung profitiere: Eine Verdrahtung kann ich bei einer Inbetriebnahme auch mal selber überprüfen und bei Bedarf reparieren.“
Obst und Kuchen für das Team
In seinen Programmier-Phasen fährt Josef Veith die 14 Kilometer von Lauterbach zum Arbeitsplatz und wieder nach Hause häufig mit dem E-Bike. Wenn er mit dem Auto kommt, kann das auch heißen: Er hat Äpfel, Zwetschgen oder Kirschen oder selbst gebackenen Obstkuchen für die Kolleginnen und Kollegen im Gepäck. Apropos Kuchen: Wenn während des Teigrührens das Küchenradio versagen sollte – dann freut sich Josef Veith darüber. „Ich beuge mich gerne über Schaltpläne, zerlege und repariere schon mal ein Radio. Es entspannt mich, mit Hardware zu arbeiten.“ Ebenfalls ganz nach dem Geschmack von Josef Veith: Sich um die Obstbäume auf dem eigenen Grundstück kümmern und mit dem Traktor zum Holzmachen in den Forst aufbrechen. Aber das wären noch mal Geschichten für sich!